Gestern spielte in der 2. Bundesliga der Hamburger Verein FC St. Pauli gegen den FSV Frankfurt. Wenn man vor dem Aufeinandertreffen den Tabellenplatz und die Torbilanz beider Mannschaften angesehen hätte, hätte man wohl mit Fug und Recht behaupten können: Das wird eine klare Angelegenheit! St. Pauli belegte den zweiten Platz mit 48 zu 21 Toren, und der FSV Frankfurt war Vorletzter mit einem schwer zu unterbietenden Torverhältnis von 15 zu 40 Treffern. Der beste Sturm sollte sich mit der löchrigsten Abwehr der Zweiten Liga messen. Dass bei der Partie im Stadion am Millerntor eine Nullnummer herauskommen sollte, hatten wohl die allerwenigsten auf der Rechnung.
Zähes Ringen um jeden Zentimeter
Es war ein erwartet intensiv geführtes Zweitligaspiel. Der FSV Frankfurt war am Anfang des Spiels darauf bedacht, die Räume zuzumachen und den Spielfluss des FC St. Pauli, der in den letzten vier Spielen die maximale Punktezahl erbeutet hatte, zu stören. Eigentlich hatte ich gedacht, der Kampf um die Super-Bowl-Trophäe sei seit Montag vorbei, aber das, was beide Mannschaften in der ersten Halbzeit der Begegnung zeigten, war ein kampfbetontes Ringen um jeden Zentimeter. Das Gekicke erinnerte zwar schon an Fußball, aber eher an den amerikanischer Prägung. So neutralisierten sich bis zur Pause die Hamburger und die Frankfurter, was zu einem gewissen Teil wohl auch am schwer bespielbaren Untergrund lag.
Mit der Brechstange in der Schlussphase
In Durchgang zwei ließ der FC St. Pauli dann allmählich seine sehr nett anzuschauende Fußballkunst aufblitzen. Wirklich zwingend waren die Offensivbemühungen des Vereins, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum feiert, aber auch in der zweiten Hälfte nicht. Erst in der Endphase des Spiels sahen die knapp 20.000 Fans im Stadion am Millerntor bessere Torgelegenheit des Tabellenzweiten, der kurz vor dem Schlusspfiff die Brechzange herausholte, um den gut organisierten Frankfurter Abwehrriegel zu knacken und doch noch den Dreier einzufahren. Die beste Chance des Spiels blieb jedoch den Gästen vorbehalten: Der Rumäne Vlad Munteanu setzte die Pille in der 78. Minute nur an den Querbalken.
Spitzenreiter trotz Nullnummer
„Das ist ja kein Wunschkonzert, solche Spiele gibt es!“, äußerte der Coach des FC St. Pauli Holger Stanislawski treffend nach dem Spiel in einem Interview mit einem „Sky“-Reporter. Lieber gesehen hätte er natürlich einen Sieg seiner Mannschaft. Ein Trostpflaster gab es aber dann doch noch für den Jubiläumsverein: Trotz der Nullnummer verdrängten die Hamburger den 1. FC Kaiserslautern von Tabellenplatz eins. Lautern spielt erst am Montag gegen den MSV Duisburg. Wir werden sehen, ob die Pfälzer den ersten Platz zurückerobern können.