Jogis Jungs waren den Argentiniern in allen Belangen unterlegen. Das ist die traurige Wahrheit, die uns das von Taktik geprägte Länderspiel am Mittwoch geliefert hat. Diego Maradona stellte unter Beweis, dass er nicht nur Gott ist, sondern auch ein exzellenter Fußballstratege. Es war ein genialer Schachzug, den aufgrund seiner 35 Jahre als alten Tattergreis und Grufti verschrienen Spielmacher mit dem poetisch anmutenden Namen Juan Sebastián Verón ins blau-weiß-gestreifte Vierermittelfeld zu stellen – allen Unkenrufen zum Trotz. Der routinierte Mann glänzte mit all seiner Erfahrung und überzeugte mit seinen herausragenden Fähigkeiten als Strippenzieher.
Die Strippen im deutschen Mittelfeld zog, ja, wer zog sie eigentlich? Der mit einem Veilchen ins Spiel gegangene Kapitän Michael Ballack? Der ihm zur Seite gestellte Bastian Schweinsteiger? Oder der hinter der alleinigen Sturmspitze Klose umherirrende Mesut Özil? Es war nicht so recht zu erkennen, wer jetzt eigentlich den Ton angeben sollte im deutschen Fünfermittelfeld. Das wusste unser Bundestrainer wohl auch nicht so genau. Wahrscheinlich dachte er, dass alle fünf zusammen den Rhythmus im deutschen Spiel angeben könnten.
Jogi Löws erfinderisches 4-2-3-1 sollte wohl ein gelungener taktischer Geniestreich sein, nur leider wollte die Rechnung des Bundestrainers nicht so recht aufgehen. Lukas Podolski war im offensiven linken Mittelfeld auf verlorenem Posten, die beiden Sechser Ballack und Schweini verrichteten zwar schön artig ihre Defensivaufgaben, überließen aber die Offensivarbeit fast ausschließlich den drei Mittelfeldspielern vor ihnen. Das zusammengewürfelte Mittelfeld passte irgendwie nicht zusammen; kein Wunder also, dass die Deutschen keine Torgefahr ausstrahlten.
Wäre es für die Deutschen eventuell nicht besser gewesen, mit einem 4-4-2 aufs Feld zu gehen? Das 4-2-3-1 hatte einen Hauch von Konterspiel, was vor heimischen Publikum eigentlich gar nicht so gut ankommt (außer vielleicht in Gladbach oder Italien). Als Jogi Löw in der zweiten Halbzeit mit Cacau einen zweiten Stürmer aufs Feld schickte, sah man sofort, dass mit der Umstellung auf zwei Spitzen mehr Drive ins deutsche Spiel kam. Die Frage nach einem 4-4-2 als Startformation kommt also nicht von ungefähr.
Vielleicht versucht es ja Jogi Löw beim nächsten Mal mit einer offensiveren Variante. Ich persönlich würde es mir wünschen. Deutschland hat den Anspruch, die Weltmeisterschaft in Südafrika zu gewinnen. Entsprechend selbstbewusst sollte dann natürlich auch das Auftreten und die taktische Formation sein. Die DFB-Elf ist nicht bekannt für Cattenaccio und ein zu defensives 4-2-3-1-System. Sie ist bekannt für ihren Kampf, ihren Willen und ihre herausragenden Stürmer, die wichtige Tore erzielen. Warum sollte dann nur einer von ihnen auf dem Platz stehen?